Der Muotataler Naturjuuz

Im Muotatal wird seit vielen Generationen gejodelt; die Einheimischen nennen es „juuzen“.

Das Muotatal ist einzigartig, in vielerlei Hinsicht. Ein Schweizer Panoptikum, das kaum zu übertreffen ist! Das grandiose Karstgebiet Silberen, das Hölloch oder die Glattalp mit rekordverdächtigen Minustemperaturen gehören etwa dazu. Auch der Bödmerenwald, der grösste Urwald des Alpenraums, sowie die mystischen Naturlandschaften der Seitentäler faszinieren. Ebenso einzigartig sind auch die Bewohner mit ihrer träfen und urchigen Sprache sowie ihrer kantigen und doch liebenswerten Art. Ein Bereich charakterisiert das Muotatal zusätzlich und besonders: der Naturjuuz.

Im Muotatal wird eine Form des Naturjuuzes gepflegt, wie sie so wohl nirgendwo sonst mehr anzutreffen ist. Dem hat sich auch die Formation «Natur pur» mit ganzem Herzen verschrieben. Ursprung und Alter der Melodien sind nicht zu ergründen, es haben sich jedoch über die Zeit hinweg mehrere Besonderheiten entwickelt und gehalten. Dazu gehört sicher das ab und zu auftretende Alphorn-Fa, aber auch die neutrale Intonation der 3. und 7. Stufe, also der Terz und der Septime. Dies ergibt beim mehrstimmigen Singen ungewohnte, für unsere Ohren dissonant klingende Intervalle. Die wohltemperierte Stimmung - wie sie heute auf fast allen Instrumenten üblich ist - drängt die überlieferte Singweise aber mehr und mehr zurück.

Allgemein kann auch gesagt werden, dass beim «juuzen» oftmals und ganz bewusst nicht das «schöne» Singen, sondern Ausdruck und Individualität ins Zentrum gestellt werden. Alte Ton-dokumente belegen dies. Der Stil ist nicht geschliffen, die Töne sind mal erdig, mal wild. Auch deswegen klingen die Muotataler Jüüzli für das unvertraute Ohr zuerst einmal kantig, rau und mitunter überraschend anders. Der Hörer glaubt, den Ursprung des Juuzes in der freien Natur, beim Arbeiten auf Weide und Alp zu erkennen. Hört man länger zu, erschliesst sich eine Klangwelt ganz eigener Prägung, reich an anspruchsvollen Figuren. Es sind Klänge, die den stolzen und eigensinnigen Charakter der Menschen in diesem Tal erahnen lassen.

Elf Fragen über den Naturjuuz